Aikido
Aikidoi ist eine deeskalierende Verteidigungsstrategie.
Aikido ist in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts von dem Japaner Morihei Ueshiba aus sehr vielen unterschiedlichen japanischen Kampfkünsten entwickelt worden. Die Philosophie des Aikido ist bis zum heutigen Tag eng mit der Wertevorstellung des Budoprinzips verbunden. Wichtig ist die persönliche Weiterentwicklung der Aikido-Übenden, der Aikidoka (do). Es werden fließende, weiche Bewegungen geübt, die aufrechte Körperhaltung wird geschult und die körperliche und geistige Beweglichkeit wird gefördert. Es wird beim Training darauf geachtet, das die Übungspartner:innen lernen, respektvoll, achtsam, liebevoll in friedvoller Harmonie mit sich und der Umwelt miteinander umzugehen (ai). Dieser gesellschaftspolitische Aspekt, für den die meisten Sportgemeinschaften und Sportvereine eintreten, fördert in unserer demokratischen Gesellschaft das Miteinander und das friedvolle Zusammenleben.
Aikido verändert sich, und so ist Aikido auch von Morihei Ueshiba angelegt, denn sonst hätte er aus den traditionellen Kampfkünsten kein Aikido entwickeln können. Er ist sogar noch einen Schritt weitergegangen und bezeichnete Aikido im Gegensatz zu den anderen Kampfkünsten als Kampfkunst der Liebe. "Da Aikido keine Kampf-Methode der Gewalt, sondern eher eine Kampfkunst der Liebe ist, verhält man sich nicht gewalttätig. Man verwandelt einen gewalttätigen Gegner auf sanfte Weise. Er kann sich nicht länger als Rüppel benehmen." So definierte Morihei Ueshiba Aikido in einem Interview 1957. ( Dieses Zitat stammt aus einen ins Englische übersetzten Textes, den Karl Breuer ins Deutsche übertragen hat.)
Aus diesem Zitat wird der deeskalierende Aspekt des Aikidos deutlich. Letzteres hat Morihei Ueshiba gerade nach seinen Kriegserlebnissen in der Mandschurei, den grauenhaften Massakern der japanischen Armee auch an der Zivilbevölkerung, als Ausbilder für den Nahkampf bei der japanischen Armee in der Mandschurei in den 1930iger Jahren immer stärker in den Vordergrund gerückt. Viele seiner Schüler haben für Aikido den Begriff Friedenskunst statt Kampfkunst geprägt. ( Als einer der ersten Aikidoka war es der Franzose André Nocquet.) Auch in vielen Dôjôs in Deutschland wird dieser Begriff benutzt.
Jede:r Aikidolehrer:in wird eigene Lebenserfahrungen in den Unterricht einbringen, gerade so entsteht beim Aikido-Üben eine große Vielfalt und Verschiedenartigkeit. Starre Übungs- und Prüfungsstrukturen werden so durch diese Übungspraxis immer wieder hinterfragt. Auch die Frage, ob ein Graduierungssystem noch zeitgemäß ist, wird immer öfter gestellt. Es war und ist für das Aikido schon von Anfang an selbstverständlich, dass es keine Wettkämpfe gibt.
Der Begriff Aikido setzt sich frei übersetzt aus folgenden Wörtern zusammen:
Ai = inneres Gleichgewicht oder Harmonie
Ki = geistige Kraft oder universelle Lebensenergie
Do = der Weg, das Prinzip
Die fließenden und spiralförmigen Bewegungen sowie die Nutzung der gegnerischen Angriffskraft machen das Aikido zu einer eleganten und wirkungsvollen Verteidigungsart. Aikido kann zu Gewalt nicht missbraucht werden und lehnt Gewalt grundsätzlich ab. Es ist vielmehr die konsequenteste Form, Agresivität durch Deeskalation zu begegnen bzw. Gewalt friedlich zu beenden. Aikido verfolgt nicht das Ziel, die Angreifer:innen zu vernichten, sondern sie davon zu überzeugen, dass ihre Angriffe nutzlos sind. Die Kraft des Angriffs wird aufgenommen und wirksam umgelenkt. Wegen der weichen und entspannenden Bewegungen kann Aikido bis ins hohe Alter geübt werden.
Wer Aikido lernt, schult und entwickelt seine Lebensenergie (ki) in Harmonie (ai) mit sich, den Übungs-Partnerinnen und den Übungs-Partnern und der Umwelt. Aikido ist für jeden Menschen geeignet. Hierbei spielt das Alter und die körperliche Konstitution keine Rolle.